Die Knochenkirche
Da wir am Sonntag nicht so richtig wussten, was wir in Prag unternehmen könnten, haben wir uns ins Auto gesetzt und sind zum Sedletz-Ossarium in Kutná Hora gefahren. Dabei handelt es sich um ein Beinhaus, wo die Knochen von etwa 40.000 Menschen aufbewahrt und sehr kunstvoll aufeinandergestapelt sind…
Uns war schon vorher klar, dass die Kirche ein Touri-Magnet ist, aber dass wir diesen Ort derart verstört wieder verlassen würden, hätten wir nicht gedacht. 😛 „Warum verstört??“ Ja, natürlich sind wir dorthin gefahren, um unter anderem ein paar Fotos zu machen. Das ist dort auch erlaubt, ABER…
*Luft hol*
… Auch wenn ich mich jetzt nicht gerade als Christin bezeichnen würde, kenne ich grundlegende Benimmregeln, die man in einer Kirche einhalten sollte (na gut, war immerhin auf ’ner Klosterschule^^). Das heißt unter anderem: Klappe zu, Ton von Handy/Fotoapparat aus und geblitzt wird nicht! Viele der Besucher haben davon anscheinend noch nie etwas gehört. Schon auf den ersten Treppenstufen wurde die Digicam, das Smartphone oder Tablet gezückt und man lief wie ferngesteuert mit dem Ding vor dem Gesicht durch den Raum. Dabei ging es zu wie im Wirtshaus. Das Schlimmste war dabei nicht mal das Gerede und ständige Piepen vom Auslöser… Nein. Aber ich frage mich schon sehr, wie man auf die Idee kommt, Familienfotos vor einem Wappen aus Gebeinen zu machen. Oder grinsende iPad-Selfies zusammen mit einem Totenschädel. Verrückte Welt!
Ich habe mich wirklich geschämt, dass ich in diesem Affenstall ebenfalls mit meiner Kamera herumgelaufen bin. Also habe ich mir das Ganze angeschaut, sieben Motive fotografiert und mich dann zur Treppe verkrümelt, wo ich auf meine Begleitung gewartet habe. Wer sich das Ganze ebenfalls anschauen will, dem empfehle ich besser, das gleich in der Früh zu machen. Abgesehen von unserer eher unangenehmen Erfahrung ist dies nämlich ein eindrucksvoller Ort.
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